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Feste Zähne an einem Tag

"Feste Zähne an einem Tag"?:

So und ähnlich lauten die Versprechen, die dem betroffenen und interessierten Patienten implizieren sollen, dass er an einem Tag alles hinter sich bringen kann, was ihn oft jahrelang viel Lebensqualität gekostet hat, endlich wieder feste Zähne im Mund zu haben - und das alles soll in 24 Stunden beendet sein, also "Feste Zähne an einem Tag" ermöglichen.

Prüft man in den seriösen medizinischen Datenbanken diese Aussagen, so fehlen dazu belastbare Studien, die eine verlässliche Aussage bezüglich des Erfolges dieser Methode auf Dauer bestätigen. Randomisierte Multicenter-Studien von wissenschaftlich ernst zu nehmender Qualität liegen bis heute dazu nicht vor.

Wohl findet man, besonders in der weniger hoch gerankten Literatur, ab und zu erfolgsversprechende Berichte zu diesem Thema. Bei diesen handelt es sich allerdings um:

  • Studien mit angreifbarem Versuchsaufbau
  • geringer Vergleichbarkeit der Probanden und der Verfahren
  • oft kombiniert mit geringen Fallzahlen
  • oder sogar nur Einzelfallberichte, die zum Teil dann auch noch von Systemherstellern gesponsert sind.

Trotzdem soll erwähnt sein, dass das "Feste Zähne an einem Tag"-Verfahren durchaus funktionieren kann, aber eben mit einer wesentlich geringeren Vorhersagbarkeit als die so genannte verzögerte Sofortbelastung oder noch besser, die mit valider Literatur belegte Spätbelastung.

Das bedeutet, dass man die Implantate je nach Knochenqualität, Lebensalter und Gesundheitszustand des Patienten erst belastet, wenn sie als zweiteilige Systeme unter der Schleimhaut vor bakteriellen Einflüssen der Mundhöhle geschützt sind und die Osteozyten, also die vitalen Knochenzellen, ausreichend Zeit hatten in die raue Implantatoberfläche einzuwachsen. Dazu brauchen diese Zellen je nach oben genannten Vorbedingungen zwischen zwei und zwölf Monaten.

Wer als Arzt mit diesem Verfahren bedingungslos wirbt, ohne die Grundbedingungen die für einen möglichen Erfolg zwingend nötig sind zu nennen und die Risiken zu erklären, muss sich an der Seriosität seiner Aussage/Werbung messen lassen.

Nicht ohne Grund haben sich Sensationsberichte wie seinerzeit bei Günther Jauch in "Stern TV" nicht wiederholt. Damals wurden einer zahnlosen Patientin innerhalb eines Tages, öffentlichkeitswirksam und im Fernsehen übertragen, Implantate eingesetzt und diese mit festsitzendem Zahnersatz abends am gleichen Tag versorgt. Die Patientin biss anschließend vor dem Fernsehpublikum in den unvermeidbaren Apfel und war glücklich.

Das Fernsehen vermied eine Folgesendung nach einigen Monaten, als der Zahnersatz mittlerweile nicht mehr funktionsfähig war und die Patientin einen erheblichen Anteil der sofort belasteten Implantate bereits verloren hatte.

Unter den seriösen und erfahrenen implantologen wurde bald zu vergleichbaren Fällen das Diktum generiert:

  • New teeth in one day lost in one month.


Dem verständlichen Wunsch betroffener Patienten darf man trotzdem nachkommen, wenn verschiedene Bedingungen erfüllt sind.

  • Der Patient muss, gegebenenfalls nach erfolgreich abgeschlossener Vorbehandlung, parodontal gesund sein.
  • Er muss kontinuierlich gute Mundhygiene betreiben.
  • Er muss regelmäßig in ein Vorsorgeprogramm eingebunden sein (PZR, PP, UPT)
  • Die Knochenqualität, für die es eine Einteilung in vier Klassen, nämlich D1 bis D4 gibt (Lekholm, Zarb 1985), muss eine gute Primärstabilität der Implantate gewährleisten.
  • Bestehende internistische Erkrankungen müssen hinsichtlich der Indikation für dieses Verfahren kritisch betrachtet werden und insbesondere muss der Patient eine gute und verständliche Risiko-Nutzenabwägung durch den Arzt erfahren haben.

Wenn das alles gewährleistet ist, handelt es sich bei "Feste Zähne an einem Tag" oft kombiniert mit "all on two" oder "all on four" oder "all on six", um ein von den Patienten immer wieder hochgelobtes Procedere. Dann endlich kann der herausnehmbare und oft schon mehrfach reparierte alte Zahnersatz ausgemustert werden.

Weitere Informationen zu All-on-2/All-on-4/All-on-6 >>